Acalima und Zamadi Kaffee aus Honduras

Mit dem Kaffeeanbau heilen:

Die Anfänge

Marlen Contreras hat in Honduras maßgeblich zur Etablierung des ökologischen Kaffee-Anbaus beigetragen. Als Angehörige des naturverbundenen Stamms der Lenca erscheint ihr insbesondere die biologisch-dynamische Anbauweise wegweisend für ihren Arbeitsbereich.

Ein Besuch auf der Finca

Marlen greift in das regenfrische Erdreich und ein zarter Hauch von feuchtem Humus steigt auf. Der feste Griff geht ihr im lockeren Boden ihrer Kaffee-Finca gezielt von der Hand. Mit kritischem Blick inspiziert die stattliche dunkelhaarige Frau in Jeans und roter Fleecejacke die Erde, führt sie an die Nase und inhaliert den Geruch mit einem tiefen Atemzug. Das bis dahin in sich gekehrte, etwas sorgenvolle Gesicht strahlt und Marlen wirkt gleich um Jahre jünger. "Das ist lebendige Erde", stellt sie mit einem sichtlich zufriedenen Seufzer fest. Dulce Maria Contreras, oder Dona Marlen, wie sie hier von allen respektvoll genannt wird, ist 55 Jahre alt.
Marlen lebt in dem Städtchen Marcala, einer Kaffeeregion im Departemento La Paz im Herzen Honduras und betreibt mit zwei ihrer erwachsenen Kinder im Familienbetrieb die Demeter-Kaffeefarm "18 Conejos". Geboren wurde sie im Nachbarort Cinaqla als eines von sechs Kindern. Trotz großer Armut schaut sie gerne zurück auf eine schöne Kindheit, weil, so Marlen: "meine Mutter immer für mich da war. Wir waren sehr arm, ich hatte zum Beispiel keine Schuhe und bin barfuß zur Schule gegangen. Wir mussten mit wenig auskommen, aber das hat mir gut gefallen." Marlen war ein neugieriges Kind voller Wissensdurst, das Freude am Lernen hatte. Nach dem Kolleg studierte sie vier Jahre lang Medizin in der Hauptstadt Tegucigalpa, bis sich durch die Heirat mit Samuel Zelaya in dessen Heimat Marcala "alles nur noch um Kaffee drehte".
Die Provinz Marcala ist bekannt für ihren qualitativ hochwertigen Kaffee. Sie liegt auf einer Höhe von 1.300 Metern und bietet deshalb beste Voraussetzungen für einen guten Arabica Kaffee. Die Region ist von einem besonderen, milden Kleinklima geprägt. Oft hängen die Wolken in den Bergen und sorgen für genügend Feuchtigkeit, auch in Zeiten, in denen im übrigen Land Trockenheit herrscht. Auf der Finca Dulce ist es still, allenfalls unterbrochen von dem gluckernden Balzgesang der rabengroßen Oropendolas, die im Baum über den metertief hängenden Nestern hüpfen.

Ursprüngliches Wissen und biodynamisches Denken

Gezielt greift Marlen nach einem blassgrünen Blatt, dreht es um und mit scharfem Blick mustert sie die Unterseite, auf der eine Häufung von kleinen rostfarbenen Pünktchen zu sehen ist. Ihr Finger zeigt auf winzige weißkristalline Flecken, die inmitten dieser befallenen Fläche liegen und sie erklärt: "Diese Kristalle zeigen die Wirkung vom Hornkiesel, das ist das Zeichen, dass sich die Pflanze von der Roya erholt." Roya, zu Deutsch Kaffeerost, ist eine Pilzart, die in über 40 Arten auftritt und die Kaffeepflanzen befällt. Gro߬grundbesitzer bekämpfen die Roya mit chemischen Mitteln, im Ökolandbau gibt es bisher keine effiziente Handhabe da¬gegen. Durch den biologisch-dynamischen Anbau ist Marlen indes auf ein Mittel gestoßen, das für sie zur Bekämpfung der Krankheit "völlig logisch ist" und das auf der Stärkung der Pflanze beruht: "Wir Lenca verehren die Mutter Erde und praktizieren seit Jahrhunderten Landwirtschaft nach kosmisch-rhythmischen Gesichtspunkten." Deswegen bedurfte es keiner großen Überzeugungskraft, um sie für den biologisch-dynamischen Anbau zu gewinnen.
Bei dem Thema gerät Marlen ins Schwärmen. Sie doziert über Lebensvorgänge in größeren Zusammenhängen und über kosmische Kräfte, die den Boden beleben. Sie erklärt, wie der frische Kuhmist, den sie bisher noch von den Nachbarbauern bezieht, in Kuhhörner gestopft wird und in der Erde überwintert, um ihn im Frühjahr als Spritzpräparat zu verwenden. Stolz führt sie ihre Präparate vor, die gut geschützt in großen Tonkrügen mit Torfwolle verborgen liegen und die Marlen wie ein Heiligtum verehrt. "Gegen die Roya", schließt sie ihren Vortrag ab, "hilft vor allem der Hornkiesel, weil er Sonnenwirkung an die Pflanzen bringt". Die strengeren Regeln gegenüber dem ökologischen Anbau und die fünfjährige Umstellungszeit bis zum Erlangen der Demeter-Anerkennung haben Marlen nicht abgeschreckt, sondern geradezu angespornt.
Inzwischen ist sie in Honduras wie auch den angrenzenden Nachbarländern eine anerkannte Instanz, die als Expertin von Kaffeebäuerlnnen aus ganz Zentralamerika zur Beratung konsultiert wird und die, von weither anreisen, um sich ihre Erfolge vor Ort anzuschauen. Fragt man Marlen nach ihrer Vision, so steht außer Frage, dass sie den biologisch-dynamischen Landbau nicht nur in Honduras, sondern in ganz Zentralamerika verbreiten möchte. Ihr besonderes Engagement gilt dabei den jungen Leuten, die sie fördert und unterstützt in der Teilnahme von Schulungen und Seminaren. Doch sie fühlt sich auch weiterhin den Frauen verbunden, mit denen sie die Vereinigung APROLMA gründete: "Mein Sohn behandelt den kompletten Kompost mit biologisch-dynamischen Präparaten, auch für APROLMA, und die Frauen merken einfach, dass dies besserer Dünger ist, weil er die Erde lebendig macht!"

 

GABRIELE SCHOLTES

Diplom-Heilpädagogin, Theaterpädagogin, Mediatorin/Coach (univ.) und Fachjournalistin (FJS) ist Mit-Gründerin der Gemeinschaft in Kehna und dort Mitwirkende im Leitungsgremium sowie Redaktionsmitglied der Zeitschrift "Seelenpflege in Heilpädagogik und Sozialtherapie"/Dornach.


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